An meine koreanischen Freunde!
(Ich weiß, dieser Beitrag ist pauschalierend und vereinfachend!)
Deutschland und Korea pflegen einen völlig verschiedenen Ansatz zum Umgang mit Risiken für das Kollektiv.
Wir Deutschen machen Planung mit einem Plan A und vielleicht einen Plan B. Ohne solche Pläne, die ein virtuelles Konstrukt sind, wird nicht gehandelt. Der Plan enthält eine (mehr oder weniger) kausale, logische und zeitliche Folge von Entscheidungen und Handlungen. Der Plan enthält eine Organisation von Verantwortung mit Rechten und Pflichten für Funktionen und deren vertretungsberechtigte Personen. Jedes „ICH“ erfährt, was es zu tun hat. Der Plan ist die Voraussetzung für das Tun. Der Plan ist bindend. Und das in einem organisatorischen System, das bürokratisch ausgeprägt ist.
In der Terminologie von Management arbeiten wir Deutschen (mehr oder weniger) nach P Plan - D Do - C / Check - A / Act unter Einhaltung der Reihenfolge des Acronyms PDCA. Darin sammeln sich alle Vorurteile eines "Managementsystems" alter ISO-Schule.
Ihr Koreaner macht Improvisation (mehr oder weniger!) ohne explizite und offensichtliche Pläne aber mit der Verpflichtung zu einem impliziten Konsens. Dieses Konsensdenken und -handeln liegt in der Kultur der Gesllschaft begründet. Wir Deutschen denken und handeln aus dem „ICH“ heraus. Ihr Koreaner denkt und handelt aus dem „WIR“ heraus. Das „WIR“ bedeutet, daß es ausser der Person „ICH“ noch mindestens eine zweite Person geben muß, um zu einem „WIR“ zu einer Beziehung zu kommen. Ihr Koreaner entscheidet und handelt aus dem „WIR“ heraus. Getan wird das „Nächstliegende“, das „Offensichtliche“, das „Natürliche“ und das schnell, sehr schnell, extrem schnell. Und flexibel, selbst-korrigierend und selbst lernend. Etwas Falsches wird durch etwas Richtiges ersetzt. Es wird intensiv bobachtet, kommuniziert, beurteilt, entschieden und gehandelt. Es wird schnell kollektiver Konsens erreicht. Es wird gemeinsame Verantwortung geschaffen. Und das in einem organisatorischen System, das hierarchisch ausgeprägt ist.
In der Terminologie von Managemement arbeitet Ihr Koreaner (mehr oder weniger) nach O Observe - O Orient - D Decide - A Act mit Vorwärts- und Rückwärts- Loops im Acronym OODA. Darin steht die ständige Aufklärung zur Lagebeurteilung und die entsprechende Aufstellung der Organisation für ein Managementsystem mit hoher Flexibilität.
Es scheint ein Wettbewerb der Systeme zu sein: Planung in DE vs. Improvisation in KO.
Unter „chaotischen“ Zuständen von hoher Ungewissheit und drohenden Großschäden in „komplexen“ Systemen ist schnelle Improvisation oft von Vorteil gegenüber langsamer Planung. Solche Erfahrungen gründen sich auf Beobachtungen bei Naturkatastrophen.
Und nein, ich kann und will aufgrund der schlechten Informationslage über CORONA sowohl in Deutschland als auch in Korea nicht wertend vergleichen.