Mittwoch, 14. Oktober 2015

Risiko / Risikomanagement und Qualität / Qualitätsmanagement: Integration

1. Aus der Perspektive der Qualität

Nach der neuen Revision ISO 9001:2015 wird die Beziehung zwischen Qualitätsmanagement und Risikomanagement standardisiert. Es geht dabei um das Risiko, geplante Qualitätsziele nicht zu erreichen. Das Risikomanagement ist ein teilheitliches Management bezogen auf den Wert der Qualität und seine Stakeholder, die Kunden. Risiko ist eine Perspektive auf den Wert der Qualität.

2. Aus der Perspektive von Risiko

Nach der Praxis von GRC - Governance, Risk, Compliance - ist Qualität / Qualitätsmanagement ein Konzept, um Haftungsrisiken aus Produkten mit Mängeln zu begegnen. Das Risikomanagement ist ein ganzheitliches Management bezogen auf alle Werte des Unternehmens und alle seine Stakeholder. Bei Aktiengesellschaften liegt der Schwerpunkt der Risikomanagementaktivitäten bei der Sicherung zukünftiger Werte der Shareholder. Risikomanagement ist eine Perspektive auf alle Werte. 

Die beiden geschilderten Risikomanagementkonzepte sind verschieden voneinander. Sie sind mit dem Qualitätsmanagement auf unterschiedliche Weise verknüpft und integriert. 


Dienstag, 13. Oktober 2015

Risikomanagement nach der ISO 9001:2015

Nachdem die Revision 2015 der ISO Norm ISO 9001 nun „durch“ ist, werden Interpretationen zu den neuen und / oder Anforderungen geäußert. Sie betreffen insbesondere das Management von Risiko und Chance. Mit den entsprechenden Anforderungen ist der neue Normtext erstaunlich unklar. Dazu ein paar Bemerkungen.

* Die ISO 9001:2015 führt das Wort „Qualitätsmanagement“ im Titel, nicht aber das Wort „Risikomanagement“
* Die ISO 9001:2015 beschreibt explizit ein Qualitätsmanagementsystem. Qualität ist ein Wert, an dem der Stakeholder Kunde interessiert ist.
* Die ISO 9001:2015 integriert mit dem Qualitätsmanagement ein Risikomanagement, welches im Normtext vergleichsweise implizit beschrieben ist.
* Die Ungewissheit zukünftiger Entwicklungen und Ereignisse, welche dieses Risikomanagement zum Gegenstand hat, sind Zusammenhänge mit der Qualität.
* Es geht als primär um zukünftige erreichte Ergebnisse des Qualitätsmanagements, die möglicherweise (Ungewissheit!) zu den geplanten Zielen des Qualitätsmanagements eine Abweichung (Ausmass) zeigen.
* An diesem Risikomanagement zur Sicherung zukünftiger Qualität hat der Kunde als Stakeholder Interesse.

Es gibt für ein Unternehmen viele Risiken ohne unmittelbarem Zusammenhang mit Qualität. Um diese Risiken gehr es in diesem Risikomanagement nicht!

Sonntag, 4. Oktober 2015

Balanced value - ausgewogene Werte

Über Werte und Wertschöpfung in Unternehmen:
  • In Unternehmen geht es um Werte. Aber nicht nur um finanzielle Werte.
  • Werte werden nicht aus dem Nichts geschaffen. Werte werden aus Werten geschaffen
Zur Wertschöpfung, die mit einem Gut oder einem Dienst als Produkt (sowie weiterer „shared values“) aus dem Prozess ausgebracht wird, bedarf es eines bestimmten Mix an Werten, der in eben diesen Prozess eingebracht wird. Übliche Kategorien von Werten sind:
  • finanziell
  • operativ
  • strategisch
  • regulativ
Die Werte in diesen Kategorien müssen im Zusammenwirken der Wertschöpfung zueinander passen und ausgewogen sein. Die Werte sind „matched“ und „balanced“.

Ein einfaches Beispiel: Für einen Schweißprozess zur Verbindung zweier Stahlbleche bedarf es Geld, Gerät, Wissen und Vorschriften. Art und Mass dieser Werte sollen so beschaffen sein, dass der Prozess
  • effektiv und
  • effizient
läuft. Zuwenig Wissen ist ein Risiko für das Ergebnis in Bezug auf das Ziel. Zuviel Wissen ist Verschwendung von Werten (Ressourcen und / oder Potenzialen). Letztlich sind das nichts anderes als alte Weisheiten aus dem Verständnis von Qualität und Risiko des Ergebnisses eines geplanten Vorgangs.

Die oben genannten vier Wertekategorien sind keine anderen, als die in denen Aktiengesellschaften ihre relevanten Risiken in den pflichtgemäßen Risiko- oder Lageberichten an ihre Shareholder berichten. Sinngemäß sind diese Zusammenhänge durchaus generisch und gelten genau so für den individuellen Freiberufler oder den Dönerbräter bei ihrer jeweiligen Wertschöpfung.

Und natürlich schliesst diese Generik an das Konzept der Balanced Scores / Balanced Score Card und der Strategy Map von Kaplan und Norton an.

Shared value - geteilte Werte

Es klingt sympathisch, wenn Unternehmen erklären und darlegen, dass die von ihnen geschaffenen Werte zwischen verschiedenen und vielen Stakeholdern geteilt werden. Die Wertschöpfung kommt diesen Vielen und Verschiedenen zugute:
  • Güter und Dienste für die Kunden, 
  • Qualität (klassisch produktbezogen ISO 9001) für die Kunden,
  • Image für die Kunden,
  • Rendite für die Eigentümer, 
  • "Lohn und Brot" (historische Bezeichnung) für die Mitarbeiter,
  • Erfüllung und Verwirklichung für die Mitarbeiter, 
  • Steuern und Abgaben für das Gemeinwesen, 
  • Wissen für sich selbst und für Andere, 
  • Aufträge und Arbeit für Lieferanten, 
  • Integrität für die Umwelt, 
  • Compliance für die Legislative, 
  • Sicherheit für alle Stake- und Shareholder,
  • Sponsoring für ... ,
  • Gutes für die Gesellschaft.    
Insbesondere das Gute (was es auch immer ist …) für die Gesellschaft scheint der großherzigen Freiwilligkeit und Freigiebigkeit des Unternehmens geschuldet. Das wird / wurde auch unter dem Thema CSR / Corporate Social Responsibility entwickelt. Die Gründe des Unternehmens dahinter haben durchaus ökonomisches Letztkalkül hinter der sozialen Erstwahrnehmung. Die entsprechende "Findigkeit" wird oft und sogar als Innovation bezeichnet.

In der Tat herrscht ein Verteilungskampf um diese Werte. Und jeder der Stakeholder und Shareholder des Unternehmens erhebt Ansprüche, stellt Anforderungen und äußert Interessen und kämpft für all diese. Die entsprechenden Märkte sind mehr oder weniger geregelt. Der Teilungsschlüssel für Werte ist nicht festgelegt. Er wird erkämpft unter den Stakeholdern mit deren jeweiligen Machtmitteln.

Die große Frage nach berechtigten und Unberechtigten Forderungen im Kampf um die letzten Endes endlichen Werte ist nicht zu klären. Es gibt bei diesem „shared“ keine Gerechtigkeit. In einem herrscht Einigkeit unter den Stakeholdern: Sie wollen alle „mehr“.

Was hat diese Phänomenologie mit Risiko und Risikomanagement zu tun?
Das Unternehmen ist den Anforderungen der Stakeholder und Shareholder ausgesetzt. Es setzt Prioritäten für diese Anforderungen im Sinne von wichtig, relevant, unwichtig. Es formuliert aus dem Lastenheft der Anforderungen ein Pflichtenheft der Ziele für alle diese Werte und Stakeholder uns Shareholder. Es schafft dann Werte entsprechend der Vorgaben und liefert Stakeholder- und Shareholdervalue. Es teilt die geschaffenen Werte. Es bedient die Anforderungen bzw. die Share- und Stakeholder. Es sichert diese Ziele des Shareholder- und Stakeholdervalue durch ein umfassendes und unternehmensweites Risikomanagement.